Jürgens Geschichte

By Tobias Lang (your pet and youIch so mit Herrchen und Fiva so mit Frauchen)

Ich bin’s, Jürgen. Hört auf zu sagen, Jürgen sei ein komischer Hundename – schließlich bin ich nicht IRGENDEIN Hund. Das soll nicht arrogant klingen. Eigentlich gibt mir dieser Touch des Besonderen lediglich ein beruhigendes Gefühl – das brauch ich einfach. So ist das halt. Jürgen ist ein solider und bodenständiger Name und gibt mir dieses „mit allen Pfoten auf dem Boden stehen“-Feeling. Das hab ich natürlich auch meinen Menschen zu verdanken, die mich so genannt haben, aber vor allem, weil sie mich aufgenommen und mir diese benötigte Sicherheit gegeben haben. Jaa, okay, ich gebs ja zu … mir wurde schnell ein Spitzname verpasst. Als Frauchen mich liebevoll Knöpfchen nannte – na kommt, wie kann man denn da widerstehen?? Jeder liebt doch das Seele-Streicheln durch einen liebevollen Spitznamen. Gebt es zu!

Naja, also Fiva hat mich gedrängt, auf ihrem Blog meine Geschichte zu erzählen. Ich weiß ja nicht, was sie hier schon alles über mich erzählt hat, die kleine Ulknudel … Ach, was soll’s, ich schieß einfach los!
Wobei … ich werde mir meine kleinen Geheimnisse bewahren. Ja, gut, ich erscheine gerne etwas geheimnisvoll, aber ich gebe eben auch nicht gerne alles über mich preis. Das dürfte der ein oder andere doch verstehen. Fiva erzählt hier auch nicht ganz alles, so viel kann ich euch verraten …

Jedenfalls beginne ich am besten dort, wo ich in diese Familie gerutscht bin. Zuvor hatte ich es nicht immer ganz einfach. Ich komme, wie Fiva auch, aus Spanien. Ich bin kein reiner Galgo, sondern ein Bardino-Mix und besitze daher natürliche Hüteinstinkte. Ich musste auch schon sehr früh auf mich selbst achten, auf der Hut sein und stark wirken. Eigentlich ziehe ich die Ruhe und Geborgenheit eines selbstgebauten Nestchens vor. Ja, meine Güte, wer tut das nicht! Aber das Leben fordert ebend Mumm, und ich versuche stets, den zu zeigen – egal ob ich Angst habe oder nicht. Notfalls zeige ich einfach meine spitzen Zähne.
Glücklicherweise bin ich von einer Familie in Deutschland aus Spanien geholt worden und habe lange Zeit dort gelebt. Hey, vergangen ist vergangen – also Schwamm drüber, warum sie mich in eine Pflegestelle abgegeben haben. Man muss es auch positiv sehen: das war mein Weg hierher …

Auf der Pflegestelle war es mal gut und mal … naja, ich hab eben lieber meine Ruhe und meine Menschen für mich. Diese ganzen Hunde, mit denen ich unsere Pflegemutter teilen musste, das hat mir nicht gut in den Kram gepasst. Aber ich war ein Jahr dort und sie war gut zu mir und ich hatte sie wirklich gern – wie gesagt, ich hätte sie lieber für mich gehabt. Weil sie wusste, dass mich das Teilen doch eher stört, hat sie mir eine Familie gesucht, wo ich meine Ruhe finden sollte. Leute, ich war dort eine Woche. Es war nicht auszuhalten. Dieses Möchtegern-Frauchen hat einfach nicht verstanden, was ich brauche! Ich konnte es ihr überhaupt nicht klar machen – das war sooo anstrengend, dass ich aus Verzweiflung nur noch am Jammern war. Das hat ihr aber auch nicht in den Kram gepasst. Immerhin hab ich dann mein letztes Ziel erreicht und sie hat mich zurück zu meiner Pflegmutter gegeben.
Wie es das Schicksal wollte, kamen am selben Tag Fiva und ihre Menschen zu Besuch, um sich Domino anzuschauen. Ein wilder 2-jähriger, sieht aus wie Fiva, nur ’n Ticken größer. Ich wusste, sie würden ihn nicht nehmen! Das habe ich schon an der Tür festgestellt – da bin ich nämlich direkt mit allen hingelaufen – man muss ja nachsehen, wer da kommt. Uh, und die fand ich echt nett.

Da mir schon klar war, dass Domino nicht den nötigen Charme besitzt, Fiva ums Pfötchen zu wickeln, habe ich meinen spielen lassen und Fivas Menschen gehörig um alle vier(!) Pfoten gewickelt. Ich hab wirklich alles gegeben – und während Herrchen noch versucht war, sich Domino anzunehmen, habe ich in Frauchens Augen gesehen, dass ich ihr Herz schon gewonnen hatte. Der Rest sollte einfach werden. Domino hat es sich eigentlich selbst verspielt – Fiva stand verloren in der Ecke und fand ihn zu wild. Draußen müssen meine Menschen miteinander gesprochen haben, denn als sie reinkamen, sah ich, dass sie mich beide unbedingt wollten – yeay!
Meine Pflegemutter hat sehr mit sich gerungen. Sie wollte auf keinen Fall, dass ich wieder und wieder hin- und hergereicht werde, weil das einfach zu stressig für mich sein würde. Aber meine Menschen vermittelten ihr ein gutes Gefühl und schließlich gab sie nach – aber sollten sie nicht mit mir zurecht kommen, sollten sie mich unbedingt wieder zu ihr bringen und sie würde mich nicht mehr hergeben.

Aber, hey, die Fahrt war echt entspannt und ich hab Fiva angesehen, dass ich mir da gar keine Sorgen machen muss. Und meine Menschen mochte ich auf Anhieb.
Mit Kallie kam ich ja nicht so gut klar – der alte Stänker war nur am Fauchen. Da ich eingesehen habe, dass diese flauschige Kratzbürste das Sagen, aber offensichtlich auch ne Kuschelseele hat und meine Menschen ihn lieben, lasse ich ihn einfach in Ruhe. Ehrlich, manchmal nerven mich seine Fauch-Phasen, wenn er mal wieder vergessen hat, dass ich längst weiß, welche Stellung er hat. Aber nun ja, sonst ist es eigentlich ganz okay mit ihm und manchmal klaue ich ihm einfach etwas von seinem Trockenfutter, hehe.

Was ich am Anfang sehr verwirrend fand, war, dass meine Menschen irgendwie zwei zu Hause zu haben schienen: eine Wohnung und ein Haus ganz woanders, wo alles ganz fremd roch. Das hat mich so dermaßen gestresst, das kann ich euch sagen. Ich wusste einfach nicht, was ich zuerst und mehr bewachen sollte. Und ich war mir auch nicht sicher, ob meine neuen Menschen mich wirklich so sehr liebten, dass sie mich nicht weggeben würden, wenn mir ein Fehler pasiert. Aber ich wollte ihnen schon gerne vertrauen, also habe ich versucht, ganz tapfer zu sein.
Irgendwann wurde mir klar, dass das Haus auch neu für meine Familie ist und wir in Zukunft nur dieses als zu Hause haben würden – das war beruhigend. Ich konnte endlich fühlen, wo ich hingehöre und dass sich alle im neuen Heim wohl fühlten.

Mittlerweile bin ich schon ganz entspannt hier. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in dieser Familie einen festen Platz habe und mich alle lieben. Mit Fiva komme ich jetzt auch richtig gut zurecht. Zu Anfang war ich sehr eifersüchtig auf sie und ihre Erster-Hund-Stellung, aber dann hab ich verstanden, dass sie diese Position braucht, weil sie sonst untergeht, denn sie ist viel zu lieb, um sich so eine Position zu erkämpfen. Seitdem beschütze ich sie auch – und sie lehnt sich gerne an mich an. Manchmal ist sie mir etwas zu ungestüm und will zu viel toben … aber sie ist mir ans Herz gewachsen wie eine Schwester.

Durch sie habe ich auch einen neuen Freund gewonnen: Nino. In den ist Fiva total verknallt, daher akzeptiere ich ihn vollkommen.
Ich spiele zwar nicht gerne mit, wenn die beiden über die Koppel toben – muss einfach nicht sein – doch das anschließende Sofa-Faulenzen ist das reinste Vergnügen.
Nino ist in der Wohnung auch ein ganz ruhiger Vertreter, was mir seinen Besuch so angenehm macht. Andere Hunde sind mir meistens zu wild oder einfach zu unruhig – das Problem habe ich mit Nino überhaupt nicht. Auch bei ihm daheim kann ich recht entspannt sein und mich wohl fühlen – das ist super!

Außerdem ist sein Frauchen sowas wie meine Patentante – sie liebt mich abgöttisch und ist die einzige, die mich Paul nennen darf. Ich hab keine Ahnung, warum sie das tut, aber ich habe nichts dagegen, denn ich bin auch ganz  verliebt in sie 😀

Ihr seht also, mein Leben gestaltet sich ganz positiv und ich bekomme die Zuwendung, die ich brauche. Ich passe auch ganz gut auf meine Familie auf. Wenn Fiva sich zu nahe ans Tor wagt, sage ich schnell Bescheid und auch wenn sich jemand dem Tor nähert. Und Frauchen habe ich immer im Auge – wenn sie in das Zimmer ganz hinten im Haus geht – wo wirklich kaum jemand ist – dann sitze ich davor, bis sie wieder rauskommt und ich sehen kann, dass alles in Ordnung ist und sie wieder zum Rudel kommt. Das ist wirklich das einzige, was ich an meinen Menschen anstrengend finde: einer haut immer mal ab mit so Ausreden wie „Arbeit“ oder „Meeting“ – das gefällt mir nicht so gut. Ich habe es am liebsten, wenn ich mein Rudel beisammen auf dem Sofa habe!

So, genug erzählt! Fiva wird euch schon auf dem Laufenden halten. Ich muss direkt mal schauen, wo die Dame wieder mal abgeblieben ist …

Also, bis dann. Euer Jürgen Paul Knöpfchen