Bettelmania

Als ich zu meinen Menschen kam, verzweifelten sie so ziemlich an meinem krüschen Essverhalten. Ich mochte ja nix so richtig. Trockenfutter war vor allem Ihhbäh und angebliche Leckereien wie Leber habe ich auch verschmäht. Eigentlich war die Szenerie „Herrchen hockt vor meinem Napf und macht Mhhhh-Lecker und ich dreh mich um und denk: ess doch“ ein typisches Alltagsschauspiel. Meine Menschen haben sich wirklich alle erdenkliche Mühe gegeben, mir leckeres Futter vor die Nase zu stellen und mich mit Tortellinis und Mozzarella verwöhnt. Das war dann auch meistens toll.

Als Kalli zu uns gezogen ist, hockte er öfter vor meinem Napf als ich selbst – war okay …

Als Jürgen zu uns gezogen ist, hab ich schon irgendwie gemerkt, dass ich jetzt mehr drauf achten muss, was ich abkriege. Aber es war auch okay, wenn er mal mein Napf leer gegessen hat … oder schließlich eben Kalli.

Seit dem Baustellen-Leben auf dem Land hat sich aber was geändert. Frauchen fragt sich immer noch, wo und wann es bloß „Klick“ gemacht hat und ich zum „richtigen“ Hund wurde. Ob es an der guten Landluft liegt?
Ich kann momentan nämlich nur noch essen, essen, essen – und mache keinen Hehl daraus. Betteln – überall – ist zu meiner Lieblingsbeschäftigung (nach dem Sonnenbaden) geworden. Ich komme sofort angerannt, wenn ich irgendwo etwas knistern höre – könnte ja was Leckeres sein. Und ich nehme alles, wirklich ALLES. Nagut, außer Bananen, die sind aber auch … also, neee. Karotten find ich auch doof, aber Karottensaft ist super lecker. Yammi, da werd ich direkt wieder hungrig. Mein Essen putze ich auch mal eben so weg und schau dann nach, ob Jürgen noch was übrig gelassen hat. Bei Kalli finde ich gelegentlich noch ein paar Trockenfutterreste – ähm, ja, Trockenfutter .. öhem.

Letztens hab ich Frauchen sogar ein Brötchen mit Butter vom Teller geklaut, als sie sich 2 Minuten wegbewegt hatte, hihi. War sie auch noch sauer 🙁 Dabei dachte ich, sie freuen sich, dass ich jetzt so richtig reinhaue. Ich glaub, das tun sie sogar – sie erwähnen es praktisch vor jedem, der es hören will oder auch nicht.

Da ich trotz der Völlerei sehr dürr ausschaue (hey, das geht alles in Muskeln!), glauben die Leute nicht, was meine Menschen erzählen. Fremde gucken gerne mal schockiert und halten ihnen vor, wie dünn ich doch sei und das könne ja nicht normal sein. Letztens hatte Frauchen es satt und hat geantwortet: „Ne, die kriegt nur Wattebäusche – wir unterstützen sie in ihrer Magersucht.“ Ich glaub, manche Leute merken erst nach übertriebenen Reaktionen, was sie da gesagt haben.

Naja, Leute ich muss los, Herrchen macht da irgendwas Leckeres, da muss ich bereit stehen! ….